Letztes Update: 15.06.2024
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~ Ein Lied von Bermoll ~
(Melodie: Ich weiß nicht was soll es bedeuten ?)
Vom Bermoller Chronikschreiber Wilhelm Gombert vor (2022) 117 Jahren (im Frühjahr 1905) gedichtet.
1.
In einer Talmulde, bekränzet vom schönen Wald,
liegt friedlich ein trautes Dörfchen,
ein lieblicher Aufenthalt.
Im Nord und Osten da schützen
die Berge das friedlche Tal,
die Äpfel, die Birnen und Kirschen gedeih 'n dort in großer Zahl'.
2.
Auch eine uralte Linde
sie ist des Ortes Zier,
wenn sie erzählen könnte,
sie wüsste gar Vieles hier.
Sie ist gebaut wie eine Wiese durch die Jahrhunderte Zeit,
doch heute wird sie verwahrlost, von Herzen tut mir das leid.
3.
Die Aussicht bei dieser Linde,
ist wirklich entzückend und schön,
ach wenn ich nur immer dort wäre,
auf diesen freundlichen Höh'n.
Das Dörfchen zu meinen Füßen,
der stolze Römberg rechts grüßt,
die Blicke schweifen nach Westen,
wo Himmel und Erde sich küsst.
4.
Es zeigt sich die Allmacht Gottes,
die sich uns`ren Blicken enthüllt,
hinaus bis zum Westerwalde,
erhebt sich ein herrliches Bild.
Im Westen da sieht man sie blinken,
die Ruinen von „Greifenstein",
und etwas seitwärts erhebt sich,
die „Dianaburg" grüßend im Hain.
5.
Die Wasserleitung des Ortes,
ist wirklich als praktisch bekannt,
sie ist schon dreimal erneuert,
zuletzt mit Feuerhydrant.
Sie liefert das Wasser vom Tränkrain,
von der Höh' in's Tal" hinab,
das einzige Unangenehme,
im Sommer ist 's Wasser sehr knapp.
6.
Das Gasthaus von Peter Meuser,
lädt freundlich den Wand'rer zur Ruh,
vom Hofe winket ein Birnbaum
den Gästen ein „Prosit" zu.
Das Märchen von früheren Kirchweih'n erklingt noch in manchem Mund,
doch heut' sind die Zeiten verändert,
um elf Uhr ist Polizeistund'!
7.
Vom hohen Turme da droben,
der Glocken harmonisch Geläut`,
wie gerne hör' ich sie klingen,
hab stets daran meine Freud`.
Die schöne geräumige Kirche,
sie ist das ganze Jahr leer,
nur zweimal im selben ist Kirchgang,
und das bedau´re ich sehr.
8.
Die Leute sind edel und bieder,
verbräunt ist das Antlitz gar sehr,
sind fleißig und leben zufrieden als echte Germanen da hier.
Die Felder und Gärten derselben, das dünkt mir ein Paradies,
die Vöglein singen die Lieder, so wonniglich traut und süß.
9.
Im Winter bei kaltem Wetter,
dann ruhen die Leute sich aus,
die Stube ist schön behaglich,
im strohbedeckten Haus.
Die Wolle wird fein gesponnen,
die Strümpfe werden gestrickt,
um Weihnachten wird geschlachtet,
was Herz und Magen erquickt.
10.
Am östlichen Ausgang des Dorfes,
wo meine Wiege einst stand,
mein Vaterhaus steht in dem Viehhof,
„Oberförsters" wird es genannt.
Die tollen Streiche der Jugend,
die Spiele sind mir stets im Sinn,
die herrliche schöne Schulzeit ist ja leider für immer dahin.
11.
Und komme ich durch's Lemptal gegangen,
bin müde und sehn' mich nach Ruh,
die Spitze des Kirchturms winket,
mir traulich willkommen zu.
Ich denke dann an ein Mädchen,
rotwangig mit Grübchen im Kinn,
die Blonde mit blauen Augen,
die kommt mir nicht aus dem Sinn.
12.
Wie gerne möchte ich dort leben,
auch dort einst begraben sein,
entsagen der Freuden von Frankfurt,
doch ach, es hat nicht sollen sein.
Nun endlich wollt ihr wissen,
wie dieser Ort wohl heißt,
„Bemoll" ist sein schöner Name,
den dieses, mein Liedchen preist.
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Weit über 100 Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem der Bermoller Chronist Wilhelm Gombert die obigen Verse zu Papier brachte. Über hundert Jahre, in denen sich unsere schöne Welt so entscheidend veränderte wie niemals zuvor.
Zwei furchtbare Weltkriege mit Millionen von Opfern waren in der Zwischenzeit zu beklagen;
unter ihnen auch zahlreiche Männer aus dem kleinen Bermoll.
Zur damaligen Epoche hatte Wilhelm Gombert vielleicht von der Existenz der ersten Automobile Kenntnis erhalten; die Luftfahrt mit ihrem Transport von Menschen und Material,
in atemberaubender Geschwindigkeit von Kontinent zu Kontinent, konnte er nicht einmal erahnen. Diese Liste ließe sich mühelos in weiteren Bereichen fortsetzen. Doch EINES ist damals wie heute gleich geblieben,
die Erinnerung der Menschen an ihre Jugendzeit sowie die Liebe und Verbundenheit zu ihrer Heimat !
— © Werner Schmidt im März 2005 —