Botanische Wanderung mit Pflanzenexperte Detlef Mahn (HLNUG) in Bermoll.
Der Verein „Dorfgemeinschaft Bermoll e.V.“ organisierte als Frühjahrsaktion eine botanische Wanderung mit Herrn Mahn aus Hohenahr-Altenkirchen, die nun im dritten Anlauf endlich stattfinden konnte. Bei herrlichem Wanderwetter trafen sich zahlreiche Interessierte am Naturdenkmal, der Bermoller Linde.
Entlang der Strecke bot sich, als Ergänzung zu den botanischen Schwerpunkten, für den ehemaligen Bermoller, aber immer noch aktiven Dorfchronisten Werner Schmidt an mehreren Stellen die Gelegenheit, auf geschichtsträchtige Bodenmarken hinzuweisen.
So konnten noch mehrere erkennbare Trassen der alten Handelsstraße, die von Köln nach Leipzig führte, am Anstieg nach Großaltenstädten ausgemacht werden. Bermoll war zu Zeiten, in denen Händler und Post auf Ochsen- und Pferdegespanne angewiesen waren, als Ausspann- und Pferdewechselstation mit dem ehemaligen Viehhof von Bedeutung.
Der botanische Schwerpunkt der diesjährigen Wanderung lag auf Pflanzen, die saure Standorte bevorzugen. Aber bevor die Gruppe diese erreichte, wies Herr Mahn unterwegs auf zahlreiche Pflanzen des Waldes hin, zum Beispiel: Zwiebeltragende Zahnwurz, Knoblauchsrauke und Gräser wie Hainrispengras, Waldsegge, Waldhainsimse und das Einblütige Perlgras.
Bei einer Wildschweinsuhle, dem s.g. „Saubach“, lernten die Teilnehmer neben Flatterbinse und Waldgamander auch die beiden Arten kennen, nach denen die Schwarzerlen-Winkelseggen-Waldgemeinschaft benannt ist.
An dieser Stelle muss im Mittelalter oder noch früher ein „Rennofen“ zur Eisenverhüttung gestanden haben, denn als Hinweis auf diese Waldschmieden fanden die Teilnehmer viele Schlackenstücke verschiedener Größe, die wegen des noch erheblich hohen Erzgehaltes sehr schwer waren und bräunlich blau schimmerten.
Danach wurde die „Ochsenwies“ erreicht, eine Feuchtwiese mitten im Wald, die früher von allen Bauern gemeinsam bewirtschaftet und meist recht spät gemäht wurde. Das Heu diente als Winterfutter für den „Dorfochsen“, den gemeindeeigenen Zuchtbullen.
Auf dieser Feuchtwiese blüht noch das (auf der roten Liste) geschützte Breitblättrige Knabenkraut, eine purpurrot blühende Orchideenart und vereinzelt auch das Gefleckte Knabenkraut, mit hell pinkfarbenen bis weißlichen Blüten.
Beiden Knollenwurzelgewächsen gemeinsam sind die dunkel gefleckten Blätter. Herr Mahn erläuterte, dass sich eine späte Mahd einmal jährlich – so wie es bis in die 50er-Jahre geschah – anbieten würde, um das Knabenkraut zu erhalten und die bereits angesiedelten Baumsprösslinge zu verdrängen. Gegen den Filz aus altem Gras empfahl er, im Winterhalbjahr einmalig das gesamte Material der Mahd zu entfernen und zu mulchen, um auch die Wühlfurchen von Wildschweinen einzuebnen.
Weitere pflanzliche Besonderheiten hier waren Teufelsabbiss, der erst im Spätsommer blüht, Heilziest, Blutwurz, Zittergras und verschiedene Seggenarten.
Auch das noch aufgesuchte „Dreiländereck“ ist eine von Wald umgebene Wiese mit saurem Boden und heidetypischen Pflanzen wie Heidekraut, Hainsimse, Mausohrhabichtskraut, Färberginster, dem seltenen Deutschen Ginster. Auch diese Fläche gehört der Stadt Aßlar und wird extensiv durch Schafe beweidet, um den typischen Bewuchs der Fläche zu erhalten.
Zurück zur Linde führte der Weg die Gruppe über den einheimisch „Wirrwich“ genannten Wehrberg. Von den Eindrücken der über 60 erläuterten Pflanzenarten, einer Blindschleiche und mehrerer Grasfrösche bereichert, dankte der Vereinsvorsitzende, Herr Killmer den beiden „Expeditions“-Leitern und überreichte ihnen Präsente zur Erinnerung an diese über dreistündige Wanderung.