LINK zu einer Fotogalerie der Kirche. (Fotos © Arno Schäfer)
Von Heike Pöllmitz
AßLAR-BERMOLL.
Seit 175 Jahren prägt die Kirche Bermoll. Ein Geburtstag, den der Ort mit einem Festgottesdienst und anschließendem Dorfcafé im Dorfgemeinschaftshaus gefeiert hat. Pfarrer Holger Zirk hieß die Festgemeinde in den Mauern des Geburtstagskindes willkommen und dankte dem Kirchenchor Oberlemp-Bermoll unter der Leitung von Organist Oliver Lisy für die musikalische Umrahmung.
„Warum haben sich unsere Vorfahren solche Mühe gemacht, diese Kirche gebaut und über sechs Generationen gepflegt?“, fragte Zirk die Besucher und befand: „Diese Kirche ist für euch ein unersetzlicher Schatz zum Hüten und so lange, wie ihr sie in eurer Gemeinschaft mit Leben füllt, wird sie euren inneren Kompass auf Kurs halten.“
Ortsvorsteher Nicklas Kniese gab im Gemeinschaftshaus einen historischen Überblick und berichtete von der ursprünglichen Kapelle, die 1277 am „Justeplatz“ erbaut und am 27. Dezember 1847 eingeweiht wurde. Er erzählte vom Transport der Mauersteine, die im „Teufelsgraben“ und am „Buchenberg“ gebrochen wurden, und von Frohnfuhren mit Holz, Kalk und Sandsteinen aus dem Kreis Marburg. Erbaut hat die Kirche Maurermeister Thielmann aus Offenbach.
Als 1848 auch der Turm fertig war, konnte die neue Glocke ihren Platz einnehmen. Sie wurde im Zuge des Ersten Weltkriegs eingeschmolzen. 1920 gab es eine Ersatzglocke von der Firma Rincker in Sinn. Am 18. Mai 1879 konnte die zweite Glocke geweiht werden.
Erst ab 1970 entfällt das „menschliche“ Läuten
1938 wurden Dach und Turm erneuert. Das Kreuz der Turmspitze war abgenommen worden und in der Kuppel fand sich eine Bleikapsel, in der eine Niederschrift über den Bau der Kirche eingelötet war. Die Kuppel hatte Löcher, die Soldaten zurückkehrender Truppen 1918 mit ihren Karabinern geschossen hatten.
Durch Regenwasser war die Schrift zwar verwischt, doch Bürgermeister Heinrich Schupp ließ eine neue Kuppel anbringen, den Wetterhahn wiederherstellen und eine Abschrift anfertigen, der die Erneuerungsarbeiten zugefügt wurden. Diese wurde in der neuen Kuppel eingeschlossen. 1956 erhielt die Bermoller Kirche eine neue Glocke. Erst elf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg brachte die Firma Rincker das gute Stück, und das ganze Dorf hieß sie willkommen.
Bis in die 1960er-Jahre wurde von Hand geläutet, an Silvester eine Stunde lang. Junge Männer aus dem Dorf wechselten sich ab und wurden nicht selten drei Meter hoch in die Luft gehoben.
„Um 1970 gab es neue Bänke mit elektrischer Sitzheizung – sowie motorisiertes Glockenläuten“, so Kniese. Noch bevor Bermoll durch die Gebietsreform zu Aßlar kam, standen hauptsächlich im Kirchenschiff Modernisierungsarbeiten an. Der Holzofen musste weichen, die Bankreihen wurden ersetzt und die große Öffnung zum Turmbereich, dem früheren Läuteraum, geschlossen. Auf der Empore fand eine neue Orgel Platz und dank Elektromotoren mit Schaltuhr entfiel das „menschliche“ Läuten.
Am 10. Februar 2002 übergab Pfarrer Carsten Goy einen neuen Taufstein seiner Bestimmung. Der Aßlarer Steinmetzbetrieb Zimmermann hatte ihn aus Buntsandstein hergestellt.
Hier die Bilddatei des Berichtes in der ANW: